Ankatrins Erinnerungen – Kapitel 07 – wirhabendiewahl.net

Ankatrins Erinnerungen – Kapitel 07

Diese Geschichte ist real. Wir haben die wundervolle Erlaubnis bekommen, die Erinnerungen einer guten Freundin veröffentlichen zu dürfen. Ein ganz, ganz lieber Dank und Gruß gehen an Ankatrin! (Text: Ankatrin G., Lektorat: Gaby K., Sandra S., Bilder: #WirHabenDieWahl).

Kapitel

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Molke gegen TBC

Mein Vater und meine Mutter stammten vom Land. Beide Großeltern waren Bauern gewesen. Wahrscheinlich kam daher die Eingebung für die folgende Geschichte.

Nur nebenbei: Mein Vater hatte noch eine Schwester, meine Mutter hatte ursprünglich noch 6 weitere Geschwister. Ihr Bruder Karl – nach ihm war mein ältester Bruder benannt worden – war im ersten Weltkrieg durch Senfgas vergiftet worden und später an den Folgen verstorben. Die Eltern meines Vaters waren Originale, über die man fast ein eigenes Buch schreiben könnte. Die Eltern meiner Mutter habe ich nie gekannt. Mein Großvater war wohl Jäger, meine Großmutter eine lebenskluge Frau mit einem starken Hang zur Naturheilkunde. Zudem war die mütterliche Großmutter und ihre Kinder allesamt sehr musikalisch. So hat es mir jedenfalls meine Mutter erzählt, und da sich diese Neigungen über meine Mutter bis hin zu meinen Kindern fortgepflanzt haben, habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln.

Aber nun – Molke und Typhus:

Als nun der Sommer immer wärmer wurde, der Typhus sich ausbreitete und die ersten Fälle von TBC bekannt wurden, besann sich meine Mutter, dass in dem Naturprodukt Milch eine ganze Menge natürliche Abwehrstoffe enthalten sind, ganz besonders jedoch in dem „Abfallprodukt“ Molke.

Warum meine Mutter ausgerechnet auf eine Molkerei in Stade verfiel, kann ich nicht sagen. Vielleicht bestanden ja noch Verbindungen dorthin; immerhin hatten meine Eltern dort lange gewohnt und ich war 1938 in Stade geboren.

Wie dem auch sei, sie ergatterte zwei sehr große Eimer und fuhr mit dem Viehwaggon – andere Züge fuhren zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht – über viele Stationen, Aufenthalte und Umwege nach Stade.

Drei Tage später war sie zurück.

In den mit einem Blechdeckel geschlossenen Eimern schwappte die Molke ekelig grünlich und in ihr schwammen weiße Quarkstücke.

Zunächst einmal wurde die Molke durchgesiebt, der Quark aufgefangen und zu Käse verarbeitet, der dann mit Kümmel bestreut auf mit Leinentüchern bedeckten Brettern fein säuberlich abgedeckt auf die Küchenschränke zum Reifen gestellt wurde.

Mutti nannte das „Handkäs’ mit Musik“. Die Molke stand in ihren Eimern in der Speisekammer und wir mussten jeden Tag eine größere Menge davon trinken. Es schmeckte gar nicht so fatal, wie es aussah. Irgendwie nahm es auch für einige Zeit das Hungergefühl.

Aber eines hat es vielleicht tatsächlich bewirkt:

Fast alle Kinder hatten, wenn sie nicht schon TBC hatten, irgendeinen Befund auf der Lunge.

Mein Bruder und ich kamen jedoch ungeschoren davon.

* * * * *

Das war Kapitel 7

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© Copyright by ABGrundke seit 2017. Jede Verteilung, Vervielfältigung und gewerbliche Nutzung ist untersagt und muss von der Autorin ausdrücklich genehmigt werden. Erstveröffentlichung 2017 via Gaby Konradt und Kassandra von Troya ("Hand in Hand zur Menschlichkeit"). Zweite Fassung und Gestaltung 2021 #wirhabendiewahl

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