Flüchtlingshilfe – ein paar Tipps
Wir haben einige Zeit nichts im Blog geschrieben, weil wir gerade in vielen Dingen aktiv sind, aktuell vor allem in der Flüchtlingshilfe,
Dabei kommt es immer wieder zu grundsätzlichen Fragen: “Wer muss was beantragen?”, “Wohin kann sich jemand wenden, der …?” usw.
Wir können diese Fragen nicht alle beantworten, aber es gibt eine ganze Menge guter Anlaufstellen. Mit diesem Artikel möchten wir einen Platz schaffen, um die wichtigsten aufzulisten. Wir haben selbst damit gearbeitet und dort finden sich viele ausführliche Informationen und weitere Links, je nach individuellem Bedarf.
Wer sich persönlich einbringen möchte: es hilft sehr, den Menschen zur Seite zu stehen und sie zu begleiten – im übertragenen wie im ganz realen Sinne bei Amtsgängen etc. oder einfach mit einem offenen Ohr und einem Kaffee oder Tee.
Am besten ist es, wenn Ihr Euch entsprechenden Netzwerken anschließt und Euch dort in geschlossenen Gruppen austauscht. Geschlossene Gruppen deswegen, weil es hierbei um Menschen und Vertrauen geht. Darum achtet auch bitte immer darauf, wem ihr was erzählt und vermeidet es möglichst, vollständige Namen oder gar Adressen der Geflüchteten zu nennen.
Ein paar Dinge aus unseren bisherigen Erfahrungen. Vieles scheint so selbstverständlich, ist es aber nicht, also:
- Regional schauen
Die Regeln sind je nach Bundesland unterschiedlich. Achtet darauf, dass Ihr genau nach den Bedingungen und Anlaufstellen für Euer Bundesland bzw. das Bundesland der Hilfesuchenden schaut (Aufenthaltsort). - Sich selbst informieren
Fast alle Flüchtlingsräte bieten inzwischen gute, auch regionale Leitfäden an, mit weiteren Hilfsadressen, Anlaufstellen und guten Tipps für den persönlichen Einsatz. Lest Euch das gut durch, es lohnt sich. - Persönlicher Einsatz
Ihr müsst nicht alles wissen und beantworten. Es kann viel hilfreicher sein, den Geflüchteten zu sagen “Du, das kann und weiß ich nicht, aber wir können eine Beratungsstelle finden und dort fragen.” Und achtet auch darauf, wie es Euch geht. Ihr könnt nur gut helfen, wenn Ihr selbst stabil seid. Achtet darauf, dass Eure Partner:innen und/oder Familien Euch unterstützten. Tun sie das nicht, dann schaut, wie Ihr es in Euren Alltag so integrieren könnt, dass Ihr nicht auch noch “persönliche Baustellen” habt. Das hält sonst niemand durch und hilft dann am Ende keinem. Holt Euch auch Unterstützung bei lokalen Hilfsorganisationen, DRK, Caritas, Diakonie … irgendein Umfeld, das Euch schützt und stützt. - Anwaltliche Hilfe finden
Meistens ist anwaltliche Hilfe nötig. Auch hierfür das richtige Bundesland auswählen. An vielen Universitäten haben sich Studierende zu Rechtsberatungen für Flüchtlinge zusammengeschlossen, und es gibt auch viele Kanzleien, die ehrenamtliche Arbeit leisten. Sucht danach – Google und die Netzwerke helfen. Achtet dabei allerdings darauf, dass insbesondere die Kanzleien ihre Tätigkeit nicht nur “Marketing” nutzen, sondern auch wirklich umsetzen. Macht Euch unbedingt vorab ein Bild davon, denn es ist später sehr schwer bis unmöglich, nochmal zu wechseln. Sucht bestenfalls nach anderen, die schon Erfahrung mit der jeweiligen Kanzlei haben, oder lasst Euch von der Kanzlei selbst Beispiele nennen, in welchen Flüchtlingsbelangen sie bereits tätig geworden sind. Sie dürfen keine Mandanten nennen, aber so bekommt Ihr einen Eindruck davon, ob es “passt” und jemand wirklich hinter der Sache steht und weiß, wovon er/sie spricht – oder eben nicht. Wenn nicht, dann besser weitersuchen. - Unterlagen ordentlich und übersichtlich beieinander haben
Es macht einen enormen Unterscheid, ob man mit einer Zettelsammlung oder einem vernünftig geführten Ordner und den Unterlagen irgendwo auftaucht. Das vermittelt Respekt, auch dem Verfahren gegenüber. - Konkret fragen
Immer die Ansprechpartner notieren und bei allen Antworten die zugrundeliegenden Bestimmungen / Paragraphen genau nennen lassen: wo steht das? Wie ist eine Entscheidung begründet, auf welcher Rechtsgrundlage? Und immer auf schriftliche Auskunft oder Bestätigung beharren, auch im direkten Gespräch (“Das bekommen wir dann bitte als Zusammenfassung noch schriftlich.” / “Können wir noch eben die Adresse abgleichen, damit die Zusammenfassung korrekt zugestellt wird?”) - Bestimmt auftreten, aber freundlich bleiben
Niemand mag unfreundliches Auftreten. Es ändert vieles, wenn sich alle miteinander ordentlich benehmen. Bestimmtheit und Beharrlichkeit sind wichtig, aber ein freundliches “Guten Tag” und ein nettes Wort können Türen öffnen. - Übersetzungen schriftlich geben lassen
Es kommt leider häufig vor, dass die Übersetzungen nicht richtig sind. Entweder aus Überlastung, Lustlosigkeit oder sogar Feindseligkeit der Übersetzenden heraus – alles schon erlebt. So kann es beispielsweise zu falschen Darstellungen der Fluchthintergründe kommen, was wiederum entscheidend für den Asylantrag ist. Darum möglichst alles in Deutsch UND Originalmitschrift geben lassen (unbedingt darauf bestehen) und dann von den Flüchtlingen selbst oder eigenen Helfenden (hier greift wieder das Netzwerk) SOFORT gegenlesen / lassen und Fehler SOFORT an die entsprechende Stelle zurückmelden.
Und hier nun die Liste mit wichtigen Anlaufstellen. Es ist viel Arbeit, sich da einzulesen und immer das Richtige zu finden, genau deswegen empfehlen wir, wie oben geschrieben, auch unbedingt das “Netzwerken”.
Euch und uns allen viel Erfolg!
Anlaufstellen rund um die Flüchtlingshilfe
Allgemein
Bundes-Aufenthaltsgesetz (AufenthG)
“Gesetz über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern im Bundesgebiet” – wichtig: hierzu gibt es zusätzlich weitere, unterschiedliche Verordnungen, die den Umgang mit diesen Gesetzen regeln. Diese finden sich zum einen in den Bundesverwaltungsvorschriften, zum anderen auf den lokalen Portalen der jeweiligen Landesregierung … ist schwierig. Darum wie beschrieben im lfd. Kontakt jede Rechtsgrundlage exakt von den Behörden benennen und am besten schriftlich geben lassen.
Nach Bundesverordnungen kann man hier suchen:
verwaltungsvorschriften-im-internet.de/erlassstellen.html
Lokale Beratungsstellen für Flüchtlinge und Migrant*innen | PRO ASYL (hierin finden sich auch weitere Links für alle Bundesländer)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Ja, sie werden oft als “Gegner” der Flüchtlingshilfe bezeichnet. Und ja, sie machen nicht alles richtig. Sie haben nunmal die undankbare Aufgabe, die Gesetze umzusetzen. Aber um als Flüchtlingshelfer:innen hier gut agieren zu können, ist es wichtig zu wissen, wie das System funktioniert. Daher informieren wir uns gern auf deren Webseite – und die Materialien sind tatsächlich gut.
fluechtlingshelfer.info – Für Engagierte
Informationsverbund Asyl & Migration: Infos zur Familienzusammenführung
Flüchtlingsrat Niedersachsen: Beratungshilfen
Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein
Refugee Law Clinic Berlin (ein Beispiel für Flüchtlingshilfswerke der Jura-Studierenden. hier kann ggf. auch nach Adressen in anderen Bundesländern gefragt werden)
Afghanistan aktuell
Pro Asyl: Hinweise für afghanische Flüchtlinge und ihre Berater*innen
Informationsverbund Asyl & Migration: Passbeschaffung
Folgeanträge für afghanische Flüchtlinge in Deutschland
Speziell für afghanische Ortskräfte:
ZDF: Informationssammlung zur aktuellen Lage
Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte
(Hilfsplattform von Markus Grotian, Berlin)
Wichtige Informationen für alle Ortskräfte und Hilfswilligen
zu den rechtlichen Abläufen und Aufenthaltsbestimmungen in DE nach “Visa-On-Arrival” und Schutzstatus nach §22. Wichtig: !!! KEIN !!! Asyl beantragen, sondern eine Verlängerung nach §22, siehe hier:
1. Informationen des BAMF für afghanische Ortskräfte
2. ProAsyl: die wichtigsten Fakten zur Aufnahme
3. Flüchtlingsrat NDS: Ortskräfte nach der Ankunft in DE
// Kurzer Hinweis: diesen Beitrag haben wir in ähnlicher Form auch an anderer Stelle veröffentlicht. Er steht unter unserem eigenen Copyright. Weitere Kopien sind ohne Absprache nicht erlaubt. Verlinken ist ok, aber nicht im Volltext kopieren. Bei Fragen fragt einfach, vielen Dank! //
Schreib einen Kommentar